So, mein EMF-390-Messgerät ist heute eingetroffen. Sicher kein professionelles Gerät, 125,50 Euro teuer. Die von mir ermittelten Messwerte sind daher sicher nicht genau. Aber es geht hier mehr um die grunsätzliche Beurteilung des Kopfhörers bezüglich der Bluetooth-Strahlung, und dafür reicht das Gerät locker aus.
Der Kopfhörer lag bei den Messungen direkt neben dem Messgerät. Als zweites Bluetooth-Gerät zum Testen für die Kopplung diente mir ein Lenovo-Tablet, das weit genug weg lag, um das Messergebnis kaum zu verfälschen, andererseits aber noch eine Kopplung zuzulassen.
Jetzt sehe ich auf jeden Fall klarer, was der BOSE NC 35 II-Kopfhörer bezüglich Bluetooth-Strahlung tut.
Tatsache ist, dass er häufig auch dann eine Strahlung abgibt, wenn man es gar nicht erwarten würde, wenn die Bluetooth-Strahlung eigentlich abgeschaltet sein sollte!
Wenn ein Audio-Kabel im Kopfhörer steckt, sollte man meinen, dass Bluetooth deaktiviert ist. Angeblich funktioniert Bluetooth dann nicht. Und das ist soweit korrekt, als der Kopfhörer dann nicht mit einem anderen Bluetooth-fähigen Gerät gekoppelt werden kann.
Aber, wenn ein Kabel im Kopfhörer steckt und man diesen einschaltet. Dann strahlt der Kopfhörer in einer Größenordnung von ca. 2mW/qm, ab und zu immer wieder auch mit Impulsen >10mW/qm. Wenn man jetzt das Kabel abzieht, dann fängt die BT-LED an weiß zu blinken, und die Strahlung geht insgesamt weiter rauf, wobei sie zwischen 2 und 20 mW/qm schwankt. Der Kopfhörer versucht eine BT-Verbindung aufzubauen.
Nach einer Weile, wenn kein anderes Gerät in der Nähe ist, hört die weiße LED auf zu blinken und geht aus. Die Strahlung bleibt aber bei den beschriebenen Werten!
Und wenn man jetzt das Kabel wieder einsteckt (oder auch schon während der Blinkphase), dann geht die BT-Strahlung auf auf 0. Und genau das ist der einzige Fall, wo sie das tut.
Hat der Kopfhörer aber eine Verbindung aufbauen können, dann steigt die Strahlung leicht an, und die Werte schwanken zwischen 3 und 20 mW/qm. In diesem Fall nützt es auch nichts, wenn man das Audiokabel wieder einsteckt. Zwar wird die Verbindung zum anderen Gerät getrennt. Aber der Kopfhörer strahlt auch in diesem Fall mit 1,7-2,0 mW/qm weiter.
Das bedeutet:
Will man den BOSE NC 35 II benutzen, ohne dass er eine Bluetooth-Strahlung abgibt, gibt es nur folgenden Weg:
- kein koppelbares anderes Bluetooth-Gerät in der Nähe
- Kopfhörer einschalten
- Kabel (oder Adapter, wie in meinem Fall) einstecken
- Kabel bzw. Adapter wieder ausstecken
Erst dann schaltet sich die Strahlung ab.
Den Adapter einfach eingesteckt lassen funkioniert also nicht. Bisher bin ich daher immer mit der Bluetooth-Strahlung herumgelaufen, ohne es zu wissen. Und ohne diese überhaupt zu nutzen.
Das ständige Aus- und Einstecken, was jetzt zwingend nötig ist, ist für die filigrane 2,5mm-Buchse natürlich auch nicht besonders gut. Aber es ist die einzige Möglichkeit, den Kopfhörer ohne Strahlung nutzen zu können.
Und es bleibt noch die Frage, ob der Kopfhörer in der Praxis die beworbenen und angegebenen 40 Betriebsstunden bei Verwendung mit einem Audiokabel mit einer Akkuladung überhaupt erreichen kann, wo er doch beim Einschalten weiterhin eine Strahlung aussendet, wenn auch eine etwas geringere. Von dem notwendigen Prozedere, dass ich oben beschrieben habe, um Bluetooth abzuschalten, weiß ja vermutlich kaum ein Mensch. Und das würden auch nur wenige tun wollen.
Ich habe hier keine Strahlungswerte im Bluetooth-Musikbetrieb ermittelt (sondern nur mit dem Tablet gekoppelt und wieder getrennt), da diese für meine Fragestellung hier nicht relevant waren. Höchstwahrscheinlich wird die Strahlung dabei weiter anwachsen. Das werde ich aber später sicher noch überprüfen.
Was ich allerdings nicht beobachten konnte, was das, was Du, SilentGamer, messen konntest. Auch nach über 10 Minuten ist die Strahlung bei mir auf 0 geblieben, wenn sie nach dem Ein- und Wiederausstecken des Kabels abgeschaltet worden war. Gottseidank. Es stellt sich jetzt aber die Frage, welches Verhalten dieser Kopfhörer bezüglich Bluetooth-Strahlung überhaupt eigentlich haben sollte. Unsere beiden Kopfhörer verhalten sich verschieden, aber beides kommt mir defekt vor.
Fazit: Wenn mein Gerät nicht defekt ist und damit eine Ausnahme darstellt, dann wird bei diesem Kopfhörer mit der Bluetooth-Strahlungsabgabe ausgesprochen schlampig umgegangen, und es ist schon ziemlich seltsam, was hier zu beobachten ist.
Warum strahlt das Gerät häufig, wenn der Bluetooth-Betrieb eigentlich abgeschaltet sein sollte?
Es wäre hier sehr hilfreich, wenn sich vom Bose-Team nochmal jemand zum Thema meldet.
Auf jeden Fall ist das Ergebnis ziemlich enttäuschend.
Und noch zum Schluss: die Bluetooth-Strahlung mag im Vergleich zu anderen Strahlungsquellen ziemlich gering sein. Aber man hat so einen Kopfhörer direkt auf den Ohren, und Handygespräche dauern häufig vielleicht nur Minuten, während man auch mal ein paar Stunden hintereinander Musik hört. Daher sollte man das Thema nicht bagatellisieren. Und das ist nicht meine alleinige Meinung, sondern die von einigen kompetenten Fachleuten.
Gruß NaturalGamer